Ivna Žic liest aus ihrem Debütroman «Die Nachkommende» – Bostry

Ivna Žic liest aus ihrem Debütroman «Die Nachkommende»

31.01.2020
Türöffnung: 19.30
Beginn: 20.00

Eine junge Frau reist in einem Zug von Paris nach Kroatien, wo wie jeden Sommer die Familie auf der Grossmutterinsel wartet. Sie denkt an den Mann, mit dem sie ein Jahr lang eine Beziehung führte, die nie wirklich anfangen konnte, als sich der tote Grossvater zu ihr setzt. Die zwei abwesend-anwesenden Männer werden zu ihren Begleitern auf einer Reise in die Vergangenheit und die Erinnerung.

Ivna Žic erzählt vom Verlust von Heimat, der Suche nach ihr, den Verpflichtungen und Rufen einer Sippe, dem Wunsch, ein eigenständiges Leben zu führen, ungebunden und doch irgendwo zuhause zu sein, der Sehnsucht all jener, die sich nach inneren Bildern sehnen, die von der Gegenwart vergessen sind. Die Sehnsucht, sich nahe zu kommen und die Ernüchterung darüber, dass zum andern und gar zu sich selbst unüberwindbare Distanz bleibt.

Die junge, 1986 in Zagreb geborene und in Zürich aufgewachsene Ivna Žic schrieb mit „Die Nachkommende“ einen Roman, der nicht in erster Linie eine Geschichte erzählen will. Ivna Žic erzählt Bilder, die sie aus Vergangenheit und Gegenwart mit sich trägt, Bilder, die mit dem Lesen zu Geschichten werden. 

Dieser Roman ist ein grosses Kunststück im Kleinen. Es sind nur 160 Seiten, nach denen man weiss, dass die Schweizer Literatur ein neues grosses Talent hat.
Für ihren Debütroman »Die Nachkommende« wurde Ivna Zic 2019 sowohl für den Österreichischen Buchpreis als auch für den Schweizer Buchpreis nominiert.

«Einer malt nicht mehr, einer spielt nicht mehr Theater, eine andere spielt auch nicht mehr, und eine verliess das Land, stets um die gleiche Zeit herum, in diesem Alter, in dem mein Körper nun auch steckt, hat einer oder eine in dieser Grossvaterfamilie mit irgendetwas so sehr aufgehört, dass es nachklingt. Und ich bin kurz davor.
Und diese Aufhörenden fragen: Schreibst du noch?
Sie fragen: Wo lebst du eigentlich?
Und sie fragen: Liebst du?
Und sie fragen nicht mehr.»

Die Nachkommende, Matthes&Seitz Berlin 2019

Eintritt: 20 CHF / 15 CHF (AHV, Mitglieder der Literarischen) / 5 CHF (in Ausbildung)

Die Geschichte zweier Brüder.
Da ist ein Abend und Sämi im Ausgang. Er betrinkt sich, zieht durch die Stadt. Unterdessen schläft Esther ein und wacht nicht mehr auf.
Da ist Esthers Haus. Sie liegt tot in ihrem Bett. Tanten, Onkel und Cousinen organisieren die Beerdigung, während Sämi im Garten mit seinem Bruder über die passende Kleiderwahl streitet.
Ein paar Tage später sind da Sämi und sein Bruder, die tagelang in den Bergen herumirren. Sie wollen Esthers Asche in einem Meer verstreuen und zum Strand kommen, wo sie als Kinder Zeit mit ihr verbracht hatten.
Sie streiten.
Da sind Wölfe, Flüsse und andere Menschen.
Da ist Sämi, der sich in der freien Natur voll und ganz seinen Ängsten hingibt, und da ist sein Bruder, der sich in seiner Trauer gestört fühlt und sich über die Unselbständigkeit seines Bruders aufregt.
Sie streiten.
Und da ist immer wieder die aufkeimende Hoffnung beider, die Sache möge friedlich enden und nicht im totalen Chaos.
Und da sind zaghafte Schritte aufeinander zu.