LECTURE BILINGUE: JULIA WEBER LIEST ZUSAMMEN MIT DER ÜBERSETZERIN RAPHAËLLE LACORD AUS «IMMER IST ALLES SCHÖN» / «TOUT EST TOUJOURS BEAU» – Bostry

LECTURE BILINGUE: JULIA WEBER LIEST ZUSAMMEN MIT DER ÜBERSETZERIN RAPHAËLLE LACORD AUS «IMMER IST ALLES SCHÖN» / «TOUT EST TOUJOURS BEAU»

Anais liebt ihre Mutter, sie liebt ihren Bruder Bruno und insgeheim auch Peter aus der Schule. Die Mutter sagt, das Leben sei eine Wucht, und dass sie gerne noch ein Glas Wein hätte. Denn es hält ihren Sehnsüchten nicht stand, das Leben, und die Männer halten ihrer Liebe nicht stand. Das Tanzen, das sie liebt, ist zum Tanz an der Stange vor den Männern geworden. Es ist nicht einfach, so ein Leben zu leben, sagt die Mutter, darum will sie noch ein Glas. Anais und Bruno versuchen sich und die Mutter zu schützen vor der Außenwelt, die in Gestalt von Mutters Männern mit Haaren auf der Brust in der Küche steht. Oder in der Gestalt von Peter, der ihre Wohnung seltsam findet und nichts anfangen kann mit den tausend, auf der Straße zusammengesammelten Dingen. In Gestalt eines Mannes vom Jugendamt, der viele Fragen stellt, sich Notizen macht, der Anais und Bruno betrachtet wie zu erforschendes Material, und in Gestalt einer Nachbarin, die im Treppenhaus lauscht. Je mehr diese Außenwelt in ihre eigene eindringt, desto mehr ziehen sich die Kinder in ihre Fantasie zurück.

«Immer ist alles schön» ist ein komisch-trauriger Roman, der mit leisem Humor eine eindrückliche Geschichte erzählt: von scheiternder Lebensfreude in einer geordneten Welt und davon, wie zwei Kinder versuchen, ihre eigene Logik dagegenzusetzen. Mit Anais und Bruno fügt Julia Weber der Literatur ein zutiefst berührendes Geschwisterpaar hinzu.

Julia Weber und ihre Übersetzerin Raphaëlle Lacord sind mit « Immer ist alles schön » und der französischen Übersetzung « Tout est toujours beau » bei der Literarischen Biel zu Gast. Moderiert wird der Anlass von Maria Magnin. 

Eintritt: 20 CHF (Normalpreis) / 15 CHF (Mitglieder der Literarischen / AHV) / 5 CHF (in Ausbildung)

 

«Manchmal denke ich, dass Mutter zu groß, zu blond und zu lebendig ist, dann tut es mir leid. Manchmal wünsche ich mir eine Mutter mit mattem Haar, zerknitterter Schürze, sanften, müden Augen. Manchmal vermisse ich Mutter, obwohl sie da ist, und manchmal habe ich das Gefühl, sie sitzt in mir drin.»

Limmat 2017

 
«Parfois je pense que mère est trop grande, trop blonde et trop vivante, puis je mʼen veux. Parfois je rêve dʼune mère aux cheveux ternes, au tablier froissé, aux yeux doux et fatigués. Parfois mère me manque même quand elle est là, et parfois jʼai le sentiment quʼelle est à lʼintérieur de moi.»
 LʼAire 2019